#12 Chitwan & Lumbini – Part 1: Der Chitwan Nationalpark

Bevor es hier so richtig kalt wird, und die Reisesaison vollends vorüber geht, haben wir noch ein wichtiges Reisemuss innerhalb Nepals abgehakt: Den Chitwan (sprich: Tschitwan) Nationalpark. Dafür sind wir in den Süden Nepals gefahren, fast bis an die Grenze zu Indien, um die unglaublich vielfältige Natur, und möglichst viele der dort lebenden Tierarten, von Pfauen über Nashörner bis zu Tigern, zu sehen. Anschließend waren sind wir weiter nach Lumbini, dem Geburtsort Buddhas, gefahren, aber davon berichte ich im nächsten Blogeintrag.

Das grüne Gebiet, auf das der Pfeil zeigt, ist der Chitwan Nationalpark. Kathmandu liegt nordöstlich von Chitwan und ist hier rot unterstrichen.
Das grüne Gebiet, auf das der Pfeil zeigt, ist der Chitwan Nationalpark. Kathmandu liegt nordöstlich von Chitwan und ist hier rot unterstrichen.

Dieses Mal hatten wir zu acht einen eigenen kleinen Bus, der die Sache auf den kaputten Straßen etwas komfortabler und etwas weniger holprig gemacht hat, als auf der Reise nach Pokhara (Was Pokhara ist, und was ich dort zu suchen hatte: http://josiegoesnepal.ried.online/8-pokhara-erste-reise-ausserhalb-kathmandus). Nach ungefähr 7 Stunden Fahrt sind wir im kleinen Ort Sauraha angekommen, der, obwohl er sich auch mit Hotels und Souvenirshops an die Touristen angepasst hat, trotzdem einen krassen Kontrast zum vollgestopften Kathmandu darstellt. Wir sind dann gleich als wir angekommen sind auf, um den Sonnenuntergang über dem Fluss anzuschauen, der die nördliche Grenze des Nationalparks bildet, und direkt am Rand des Städtchens beginnt. Und als wäre es eine Willkommensüberraschung, war dort im Fluss gleich mal ein Nashorn, das sich dort gebadet hat.

Nur wenige Meter von der Stadt entfernt, befindet sich dieser schöne Ausblick auf den Rapti River.
Nur wenige Meter von der Stadt entfernt, befindet sich dieser schöne Ausblick auf den Rapti River.

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Die Straße in Sauraha.
Die Straße in Sauraha.
Das Nashorn ließ sich von den vielen Beobachtern des Sonnenuntergangs Gott sei Dank nicht stören, es haben aber auch alle nur ganz leise geflüstert, um es nicht zu verscheuchen.
Das Nashorn ließ sich von den vielen Beobachtern des Sonnenuntergangs Gott sei Dank nicht stören, es haben aber auch alle nur ganz leise geflüstert, um es nicht zu verscheuchen.
Schließlich war die Sonne dann innerhalb einer halben Stunde untergegangen...
Schließlich war die Sonne dann innerhalb einer halben Stunde untergegangen…

Die Nacht konnten wir in unserem Ferienresort auf wunderbar weichen Matratzen verbringen. Witzigerweise wurde hier das nächtliche Gebell der Straßenhunde, das wir aus Kathmandu gewöhnt sind, durch vereinzeltes Elefantengetröte ersetzt, aber das haben wir gerne in Kauf genommen:) Elefanten sind sowieso die Tiere in Chitwan. Sie werden heutzutage nur noch für Elefantensafaris benutzt, und nur ab und zu findet ein wilder Elefant seinen Weg von benachbarten indischen Nationalparks nach Chitwan. Auf der Straße in Sauraha sind Elefanten ein ganz normaler Anblick, und es ist einfach so cool, wenn plötzlich so ein riesiges Tier auf der Straße an einem vorbeiwackelt. Wie stark so ein Elefant wirklich wackelt, merkt man erst, wenn man einmal draufsitzt, und diese Ehre hatten wir am nächsten Morgen. Da ging es nämlich zur Elefantensafari! Und die hatte einiges zu bieten…

 

Der "Aufstieg". Auf den Korb passen immer vier Leute, während der Elefantenreiter ohne Sattel hinter den Ohren des Elefanten sitzt, und ihn mit Fußdruck hinter die Ohren steuert.
Der „Aufstieg“. Auf den Korb passen immer vier Leute, während der Elefantenreiter ohne Sattel hinter den Ohren des Elefanten sitzt, und ihn mit Fußdruck hinter die Ohren steuert.
Unser Elefant wollte aber zuerst mal einen Baum fällen... Danach ging es aber relativ reibungslos weiter:)
Unser Elefant wollte aber zuerst mal einen Baum fällen… Danach ging es aber relativ reibungslos weiter:)
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An der Sandbank des Flusses hatte sich eine Gruppe Pfauen versammelt.

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Nach ungefähr einer halben Stunde haben wir dann unglaublicherweise ein wild und freilebendes Nashorn beim Grasen gesehen! Und dank den Elefanten konnten wir so richtig nah ran, für meinen Geschmack etwas zu nah, aber das Nashorn hat sich Gott sei Dank nicht wirklich für uns interessiert.


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Und als wäre das nicht genug, stand wenige Meter weiter im Gebüsch ein Nashorn mit einem Jungen! Das hatte noch kein Horn und hat unglaublich süß mit den Ohren gewackelt, während es etwas unkoordiniert mit seiner Lippe an einem Ast herumgeschlabbert hat…
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Nächste Tierbeobachtung: Rehe. Davon gibt es im Park kleine fleckige und große, und das sind die Großen.

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Zum Schluss gabs noch ein kleines Fotoshooting mit unserem Elefanten:)

Noch am selben Tag, nachdem wir im Hotel mit einem reichhaltigen Mittagessen versorgt wurden, ging es dann auf zur Jeepsafari, die uns zwar keinen Blick auf größere Tiere geboten hat, aber dafür haben wir einige kleinere Tiere gesehen, und auch die verschiedenen Zonen des Nationalparks kennengelernt: Das Grasland, das zum Teil aus dem riesigen sogenannten Elefantengras besteht, den Wald, und den dicht bewachsenen Dschungel.

 

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Zuerst haben wir in einem solchen Kanu den Fluss überquert.
Dann gings auf dem Jeep los, wobei wir zuerst durch das hohe Elefantengras gefahren sind, wobei man sich vorkam wie ein kleines Insekt, dass durch eine Wiese krabbelt.
Dann gings auf dem Jeep los, wobei wir zuerst durch das hohe Elefantengras gefahren sind, wobei man sich vorkam wie ein kleines Insekt, dass durch eine Wiese krabbelt.
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Es gab viele solcher interessanter Gewächse.

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Hier wurde unser Weg von einem Wildschwein gekreuzt, das sich dann nur sehr träge wieder vom Acker gemacht hat, nachdem es ewig kreuz und quer auf dem Weg gelaufen ist, als wollte es sich über uns lustig machen.
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Dann hat auch eine Gruppe Affen, die häufig in den Bäumen saßen, beschlossen, über die Straße zu huschen.
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Hier trinkt ein Wildschwein an einem Fluss, wobei es allerdings immer Gefahr schwebt von einem der Krokodile angegriffen zu werden.
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Ich fand es total faszinierend, wie unser Guide während wir mit dem Jeep gefahren sind, und er sich mit uns unterhalten hat, immer wieder Tiere entdeckt hat, wie zum Beispiel das Reh auf diesem Bild… Kleiner Tipp, es schaut direkt in die Kamera.
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Auch diese Echse hätte ich im Leben nicht entdeckt…

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Da hat sich ein Pfau im Gebüsch versteckt.
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Wieder eine faszinierende Pflanzenverschlingung…

 

Am nächsten Morgen haben wir ein nahegelegenes Dorf der sogenannten Tharu besucht. Diese Volksgruppe bildet sozusagen die Urbevölkerung Nepals, und sie waren lange die einzigen, die das Flachland im Süden Nepals besiedelt haben. Es ist nämlich nicht nur so, dass keiner so genau weiß woher die Tharu stammen, sie sind auch noch in gewisser Weise resistent gegen Malaria, die bis zu einem Malariaausrottungsprogramm in den 1950ern in dieser Region sehr verbreitet war. Da sie schon seit ungefähr 3000 Jahren in der Region leben, und das lange Zeit relativ isoliert von der Außenwelt, haben sie eine eigene Kultur und eigene Sprachen entwickelt. (Das mit der eigenen Kultur kaufe ich ihnen allerdings nicht 100% ab. Sie haben zwar eigene Tänze und Malereien, aber letztendlich sind sie auch größtenteils Hindus, und feiern somit auch fast die gleichen Feste wie der Rest der nepalesischen Hindus, sie haben nur anderen Namen dafür. Aber lassen wir ihnen ihren Stolz, und sagen sie haben eine eigene Kultur…).

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Heutzutage darf ein Traktor allerdings auch nicht fehlen. Die Bewohner der Dorfes leben dafür immernoch nahezu autark von dem was ihre Tiere und Felder so bieten.

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Hier sind man, wie die Häuser gebaut sind: Das schilfartige Elefantengras bildet das Grundgerüst, und wird mit einer Mischung aus Matsch oder Lehm und Elefantendung (Ja, die Wände bestehen aus Elefantenkacke.) verputzt.
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Wasser kommt ganz simpel aus einem Brunnen.

Die Tharu haben in Sauraha ein eigenes „Culture House“, und hier hatten wir die Ehre einer Tanzshow mit traditionellen Tänzen beizuwohnen. Es hat jeweils eine Gruppe von Männern und Frauen in traditionellen Gewändern verschiedene Tänze präsentiert, wie zum Beispiel einen Erntetanz mit den Stöcken, mit denen der Reis geschlagen wird. Das klingt interessant, und das ist vermutlich auch die beste Beschreibung. Interessant. Angefangen davon, dass in jeder Gruppe 2 bis 3 dabei waren, die nicht wirklich mit der Choreografie vertraut waren, bis zu dem „krönenden“ Abschluss, bei dem einer der Tänzer in ein riesiges Pfauenkostüm gesteckt wurde, um dann komisch mit dem Kopf hin und her zu wackeln, und so den Paarungstanz der Pfauen zu imitieren, sah das Ganz für mich sehr nach einer auf Biegen und Brechen für die Touris inszenierten Show aus. (Die große Gruppe japanischer Touristen hat den Spaß übrigens sehr bejubelt, vielleicht haben Asiaten in der Hinsicht ihren eigenen Geschmack…).

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Auch sehr interessant war der „Gesang“, mit dem die Frauen und auch die Männer in astronomischen Höhen und schrillen Lauten ihre Darbietung begleitet haben. Zuerst konnte ich das garnicht als Gesang identifizieren, deshalb hier einmal eine Kostprobe:

Der Gesang ist für uns wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich kann mir auch vorstellen, dass das in dieser Volksgruppe als schön gilt. In dieser Hinsicht war der Besuch doch interessant, weil er erstens gezeigt hat, was manche Leute glauben, was Touris sehen wollen, und zweitens doch einen kleinen Einblick in die Kultur gegeben hat, die doch in gesanglicher Hinsicht ihre eigene Vorstellung von schön zu haben scheint.

Nach dem Einblick in die Kultur der Tharu, folgte der mit Abstand coolste und beste und aufregendste Teil der ganzen Reise: Das Elefantenbaden!! Die Elefanten der verschiedenen Ställe und der Aufzuchtstation werden täglich zur gleichen Uhrzeit (Dank sei dem Tourismus) im Fluss gebadet, und jeder kann kommen und dabei zusehen. Für nur 100 Rupien (nicht mal 1€) kann man allerdings nicht nur zu zusehen, sondern selbst auf einem der Elefanten sitzen, während er gebadet wird. Der spritzt einen dann auf Kommando aus allen Richtungen nass und schmeißt einen auch auf Kommando zurück ins Wasser. Das klingt zugegebener Maßen nicht besonders sinnvoll, und das ist es auch nicht, aber ich fand so ohne Sattel auf einem Elefanten zu sitzen, diese unglaublich faszinierende Haut anzufassen, die gleichzeitig dick und zäh aber auch irgendwie weich ist, und das bei über 20°C in der Sonne, in demselben kleinen Land, in dem zur gleichen Zeit Schneestürme über die höchsten Gipfel der Welt fegen, war einfach überwältigend.

Der Elefant hatte sich hingekniet, dass wir aufsteigen konnten, und hat sich dann seeeehr wackelig wieder aufgestellt.
Der Elefant hatte sich hingekniet, dass wir aufsteigen konnten, und hat sich dann seeeehr wackelig wieder aufgestellt…
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…um uns von allen Seiten nass zu spritzen.

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Als wären das nicht schon genug schöne Erfahrungen, haben wir noch eine Kanutour durch den breiten, ruhigen Fluss gemacht. Hier konnte man sich einfach nicht sattsehen, an der unberührten Natur und den unglaublich vielen Tieren, die hier leben (die Krokodile, die sich an dem Fluss sonnen, in dem man gerade schwimmt, hat man allerdings am besten nicht allzu genau angeschaut…). Einmal mehr habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass es in diesem Land so schöne, ruhige und naturbelassene Orte gibt, während man in Kathmandu kein bisschen mehr davon erahnen kann. Und einmal mehr habe ich mir gedacht, ob das einfache Leben der armen Menschen in Nepals ländlichen Regionen, nicht doch besser ist, als unsere hochentwickelte Lebensweise, die letztendlich nur alles um sich herum an sich reißt und zerstört.

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Da lag auch schon das erste Krokodil… Das komische ist, dass diese Tiere sich so gut wie überhaupt gar nicht bewegen. Selbst wenn sie den Mund offen haben, liegen sie stockstarr da, sodass man manchmal vergisst, was für die Tiere man da vor sich hat.
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Krokodile, über Krokodile…
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Obwohl es hier so schön ist, die eine oder andere Plastiktüte schwimmt auch hier mal vorbei…

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Vom Fluss aus ging es zu Fuß weiter.

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Hier waren wohl ein paar Rehe unterwegs. Wir haben z.B. auch gelernt, dass dort, wo in den Bäumen Affen sind, meistens Rehe sind, weil die Affen kleine Früchten von den Bäumen fallen lassen, die die Rehe dann fressen. Und wo Rehe sind, sind oft auch Tiger, weil die die Rehe fressen. Wo also Affen sind, gibt es oft Tiger. Wir haben aber nur die ersten zwei Teilnehmer dieser Nahrungskette gesehen…

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Termiten lassen grüßen. Solche Termitenbauten sind keine Seltenheit.

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Insgesamt war die Reise nach Chitwan sehr erfolgreich. Auch wenn wir (wovon auszugehen war) keinen Tiger gesehen haben, ist die Liste unserer Tierbeobachtung doch relativ lang: Rehe, Krokodile, Affen, Büffel, Nashörner, Wildschweine, und verschiedenste Vögel, von einem Adler und einer Eule über Vögel wie Störche und Reiher bis zu verschiedenen knallbunten Vögeln und natürlich den Pfauen. Von Chitwan aus sind wir also mit vielen schönen Erinnerungen weiter nach Lumbini gefahren, wo wir nicht nur die schönen Tempelanlagen um Buddhas Geburtsort angeschaut haben, sondern auch eine unvergessliche Erfahrung gemacht, wie Jugendliche, die Nepal höchstwahrscheinlich noch nie verlassen haben, auf eine Gruppe Weißer reagieren können. Was genau wir dort erlebt haben, lest ihr in Blogeintrag Nummer 13.

Bis Bald,

Eure Josie

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