#21 Bardiya III – Eine Hochzeit und ein Fest für Shiva

Auf Teil eins und zwei folgt in Bericht Numero drei über mein kleines Abenteuer in Bardiya, wie wir eine nepalesische Hochzeit miterleben durften, und wie unsere Rückkehr nach Kathmandu durch das Fest Shivaratri zu Ehren des Gottes Shiva herausgezögert wurde.

Eine Hochzeit in Nepal

Es hat schon eine glückliche Zusammenfügung einiger Umstände dazu gehört, dass wir bei einer Hochzeit in Nepal dabei sein durften. Zwei Mädels, die wir aus Kathmandu kennen, kommen nämlich zufälligerweise aus einem Dorf ganz nahe von dem, in dem wir waren. Irgendwie haben sie erfahren, dass wir gerade auch in Bardiya sind, und uns zu der Hochzeit ihrer Cousine eingeladen, die glücklicherweise auch genau in dem Zeitraum war, in dem wir dort waren. So hat also eins zum anderen geführt, und wir wurden an diesem Tag von unseren Pflichten in der Schule befreit, und waren morgens bereit zur Abfahrt. Nur wusste irgendwie keiner, wann der Spaß denn losgeht, wann wir dort sein sollen, geschweige denn wie wir dort hinkommen. Bzw. jeder wusste irgendwas, nur jeder etwas anderes. Unsere Gastmutter meinte, dass es spätestens um 9 Uhr losgeht, und wir deshalb auf jeden Fall um 8 los müssen. Die Mädels meinten aber, dass wir auch erst um 11 kommen können. Wir saßen aber schlussendlich gegen 9 in einem der Jeeps, die auf dem „Highway“ wie Busse verkehren, und der uns auf Anweisung unseres Gastvaters in dem Ort, wo die Hochzeit war, rausgeschmissen hat.

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Da standen wir dann erstmal. Wir haben eine der Mädels angerufen, und ihr versucht zu beschreiben wo wir sind, aber mit „Wir stehen an der Straße, und da ist ein NCell Shop.“ konnte sie auch nicht besonders viel anfangen, aber sie meinte es kommt jemand um uns abzuholen. Wer aber schneller bei uns war, war ein Nepalese, der uns in gutem Englisch seine Hilfe angeboten hat. Wir scheinen wohl doch sehr verloren ausgesehen zu haben. Wir haben ihm dann dass Handy gegeben, und er konnte auf Nepalesisch erklären wo wir sind, was uns wirklich weitergeholfen hat. Sie sind halt doch ein hilfsbereites Völkchen, die Nepalesen. In Deutschland wäre uns vermutlich auch irgendwie geholfen worden, aber mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass wir selber jemanden um Hilfe hätten beten müssen, während dieser Nepalese von sich aus seine Hilfe angeboten hat.

Wir wurden dann schlussendlich mit dem Motorrad dort abgeholt, und zu dem wenige Minuten entfernten Haus gebracht, das schon reich geschmückt war. Hier wurde, ziemlich genau wie beim Batrabanda  unserer Hausleiter, das ja als Hochzeit ohne Braut beschrieben wurde, auch ein Zelt aufgebaut, und aus Bambus ein kleiner „Tempelpavillon“, unter dem einige Rituale vollzogen wurden.

Unverkennbar, dass in diesem Haus ein Fest stattfindet. Man sieht hier auch, dass es hier nicht nur kleine Lehmhütten gibt. Diese isolierten und unentwickelten Dörfer gibt es in Nepal zwar durchaus auch, aber das ist keineswegs das, was eine durchschnittliche "Village" ausmacht.
Unverkennbar, dass in diesem Haus ein Fest stattfindet. Man sieht hier auch, dass es hier nicht nur kleine Lehmhütten gibt. Diese isolierten und unentwickelten Dörfer gibt es in Nepal zwar durchaus auch, aber das ist keineswegs das, was eine durchschnittliche „Village“ ausmacht.
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Das pavillonartige Gebilde aus Bambus, für das ich immer noch kein richtiges Wort habe;)

Natürlich war von den Feierlichkeiten noch lange nichts im Gange, als wir gegen halb 11 dann dort waren. Dass wir zu früh waren hatte aber dann doch sein Gutes, denn die Mädels aus Kathmandu haben beschlossen, dass ich einen Sari anziehen sollte. Ich wurde dann von den beiden in Beschlag genommen und nachdem sie von verschiedenen Leuten alle Teile des Saris in meiner Größe zusammengesucht hatten, wurde ich eingekleidet, frisiert und geschminkt, bis sie zufrieden waren, und ich perfekt an den Dresscode angepasst war.

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Der Sari besteht aus der Bluse, die ein Stück unter der Brust endet, einem Unterrock, der aber nur Mittel zum Zweck ist und gar nicht schick, und dem eigentlichen „Sari“, dem mehrere Meter langen Stück Stoff, dass um die Hüfte gewickelt wird, und schließlich über die Schulter gelegt wird.
Und wieder einmal wollte jeder ein Foto mit uns, erst recht, als ich mal in den Sari gepackt, oder besser gesagt gewickelt, war.
Und wieder einmal wollte jeder ein Foto mit uns, erst recht, als ich mal in den Sari gepackt, oder besser gesagt gewickelt, war.

Es hatten eigentlich alle Frauen dort entweder einen Sari, oder eine sogenannte Lehenga an, die anstelle des Wickelrocks einen richtigen Rock hat. Einige Mädchen hatten auch ein einteiliges Kleid im selben Stil. Mit meiner Jeans und einem T-Shirt, was ich davor anhatte, hätte ich also nicht ganz reingepasst, aber wer kann den ahnen, dass man plötzlich einer Hochzeit über den Weg läuft? Es war übrigens unglaublich heiß an dem Tag, und obwohl so ein Sari halb bauchfrei ist, fand ich es schon ziemlich warm unter dem langen Rock. Gott sei Dank ist die Schleppe, die hinten runter hängt aber multifunktionsfähig, und eignet sich auch durchaus um sich damit den Schweiß von der Stirn zu tupfen, oder sich damit Luft zuzufächern.

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Gegen 12 ging dann für die Braut, die bis dahin angezogen, frisiert und geschminkt wurde, die Zeremonie los, und sie musste sich diverse Mantren anhören und kleine Rituale vollziehen. Man muss wissen, dass die Feierlichkeiten für Braut und Bräutigam getrennt beginnen. Die meisten Hochzeiten werden hier ja von den Eltern arrangiert, und oft hat sich das Brautpaar vorher nur wenige Male gesehen. Die Feiergesellschaft des Bräutigams zieht, nachdem auch der Bräutigam auch seine Rituale hinter sich hat, mit Tanz, Musik und Trallala zum Haus der Braut. Bis der Bräutigam kam, wurde aber schon mal die Musikanlage angeschmissen, und ein bisschen zu den neuesten Bollywood Hits getanzt. Gegen 2 Uhr war es dann so weit, mitsamt Musikkapelle kam die tanzende Hochzeitsgesellschaft des Bräutigams eingezogen.

Das war für alle eine große Erleichterung, denn wie bei den meisten Festen hier, gab es bis dahin noch nichts zu essen. Wir haben zwar zwei Tees getrunken und haben ein paar Kekse schnorren können, aber ansonsten war der Magen leer. Essen gab es vom Buffet, das Reis, verschiedene Soßen, verschiedenes Gemüse und Fleisch zu bieten hatte. Zum Nachtisch gab es etwas, das nach Joghurt geschmeckt hat, mit Äpfeln und Bananen drin. Alles war ziemlich lecker. Nach dem Essen wurde wieder getanzt, diesmal hat die Musikkapelle gespielt, und alle, die kein Problem mit der Hitze hatten, schienen sich bestens zu amüsieren.

 

Jung wie Alt hat das Tanzbein geschwungen;)
Jung wie Alt hat das Tanzbein geschwungen;)
Diese zwei hielten sich jeweils für besonders toll, und mussten sich deshalb einem Battle ihre Tanzkünste messen...
Diese zwei hielten sich jeweils für besonders toll, und mussten sich deshalb einem Battle ihre Tanzkünste messen…
Die Musikkapelle (die Musik hat sich nach mehr Motivation angehört, als die Gesichter sagen...)
Die Musikkapelle (die Musik hat sich nach mehr Motivation angehört, als die Gesichter sagen…)
Die Nachbarn haben von ihren Logeplätzen aus mitgefeiert.
Die Nachbarn haben von ihren Logeplätzen aus mitgefeiert.
Das Büffet.
Das Büffet.
Outdoor-Küche...
Outdoor-Küche…
... und leider auch Outdoor-Müllentsorgung.
… und leider auch Outdoor-Müllentsorgung.

Nur das Brautpaar hatte irgendwie so gar keinen Spaß. Die Armen saßen nämlich mehrere Stunden auf zwei Sesseln in der Hitze, während Gäste vorbeigegangen sind, um ihnen zum Beispiel Wasser über die Füße zu gießen, oder ihnen Tika auf die Stirn zu machen. Der Bräutigam hatte zwischen Augenbrauen und Haaransatz einen durchgehenden Teppich aus rotem Reis. So ging das eigentlich den ganzen Tag. Als wir gegen 6 Uhr abends wieder aufgebrochen sind, wurde die Braut gerade umgezogen. Sie hat nämlich zwei Kleider, und nach dem ersten zeremoniellen Teil wechselt sie von dem goldenen in einen roten Sari.

Braut und Bräutigam
Das Brautpaar
Hier haben sie gerade die Tika bekommen.
Hier haben sie gerade die Tika bekommen.
Da standen ihre Füße (das auf den Füßen der Braut ist Henna), die immer wieder mit Wasser übergossen wurden.
Da standen ihre Füße (das auf den Füßen der Braut ist Henna), die immer wieder mit Wasser übergossen wurden.
Das ist übrigens das Hochzeitsauto. Ob die Polizei bei uns diese behangene Windschutzscheibe durchgehen lassen würde...?
Das ist übrigens das Hochzeitsauto. Ob die Polizei bei uns diese behangene Windschutzscheibe durchgehen lassen würde…?

Mit dem Auto eines Gastes wurden wir dann ganz exquisit nach Hause gefahren. Es war echt interessant so eine Feierlichkeit zu erleben, wenn mir auch die deutschen Hochzeiten irgendwie lieber sind. Ich habe schon mehrere nepalesische Hochzeitsfotos gesehen, und nie sahen Braut und Bräutigam besonders glücklich aus. Wie denn auch, wenn man sich davor kaum kennt, und mit dieser Person den Rest seines Lebens verbringen soll? Aber darum scheint es am Tag der Feier auch nicht wirklich zu gehen. Hochzeiten haben hier ja auch eine sehr große praktische Seite, dass beispielsweise die Versorgung der Tochter sichergestellt ist. Vor allem unverheiratete Frauen werden schnell zum Tratschthema des Dorfes, und haben auch kaum Chancen sich eine eigene Existenz aufzubauen. Einen Ehepartner für ihr Kind finden die Eltern meistens über Beziehungen. Wenn man beispielsweise hört, dass es in der Nachbarschaft gerade auch eine Familie mit einem Kind im heiratsfähigen Alter hat, trifft man sich und wenn alles passt, wird die Hochzeit in die Wege geleitet. Ein nepalesischer Freund aus Kathmandu, der sehr modern und auch recht wohlhabend ist, meinte zum Beispiel einmal, dass er vermutlich nächstes Jahr mal heiratet, er ist ja schließlich bald schon 30. Eine Freundin hat er nicht, und auch sonst kein Mädchen in Aussicht, aber wenn er findet, dass nächstes Jahr ein guter Zeitpunkt zum Heiraten wäre, dann wird seine Familie eine Frau für ihn finden. Das ist auch für die Leute hier in den meisten Fällen keinesfalls schlimm, eine arrangierte Hochzeit zu haben. Ich habe den Eindruck, dass eine Hochzeit hier einfach ein normaler Schritt im Leben ist, und alles viel praktischer und nüchterner angegangen wird, und nicht ein so romantisches Zeichen ewiger Liebe sein soll, wie bei uns. Es ist auch nicht so, dass es keine Liebeshochzeiten gibt, aber zumindest in den Dörfern ist es so, dass das Einverständnis der Eltern auf jeden Fall notwendig ist.

Shivaratri – Ein Fest für Gott Shiva

Angesichts der Tatsache, dass Shiva einer der wichtigsten Götter im Hinduismus ist, ist es kein Wunder, dass es zu seiner Ehrung einen extra Feiertag gibt: Shivaratri. Shivaratri wird in Kathmandu ganz groß in Pashupatinath gefeiert, dem Ort, an dem normal die Einäscherungen stattfinden. Aber auch in dem Dorf in Bardiya wurde Shivaratri gefeiert und es waren drei Tage schulfrei. Eigentlich wären wir nämlich schon am Montagmorgen wieder zurück nach Kathmandu gefahren, aber da die Busse erst nachmittags fuhren und am an diesem Tag Shivaratri war, und uns deshalb keiner zum Bus bringen konnte, konnten wir erst am Dienstagabend losfahren. Es ist den Leuten dort aber natürlich erst am Sonntagmittag eingefallen, dass Shivaratri ist und es morgens keine Busse gibt, aber so sind sie eben die Nepalesen.

Schon am Vortag von Shivaratri wurde uns angekündigt, dass man an diesem Tag um die Poosa (auch Puja geschrieben, aber man spricht es „Pusa“), also die Rituale zur Verehrung des Gottes, verrichten zu dürfen, vorher nichts essen soll. (Wieder so ein Hungerfest, aber immerhin sagen sie es dieses Mal vorher…;) ) Morgens soll man außerdem zu Ehren von Shiva seinen ganzen Körper waschen. Ich bin also wie gewohnt gegen 6 Uhr aufgestanden, habe mich unter den Duschkopf mit kaltem aber reichlich Wasser gestellt, und habe dann von unserer Gastmutter einen Tee bekommen, der ist nämlich erlaubt.

Gegen 10 Uhr sind wir dann mit ihr und anderen Frauen vom Dorf im Schuljeep in das etwas größere Nachbardorf gefahren. Hier war ein ziemlicher Menschenauflauf, interessanterweise hauptsächlich Frauen, und wir haben auch einige Kinder aus der Schule wieder getroffen. Der Grund für die vielen Besucher waren sogenannte Murtis, an denen die Poosa verrichtet wurde. „Murti“ bedeutet eigentlich Statue, und meistens waren das auch kleine Götterstatuen, manchmal aber auch nur kleine Kuppeln aus Stein, die in irgendeiner Art als heilig gelten. Wir sind mit unserer Gastmutter dann von Murti zu Murti gezogen, haben jedes Mal davor unsere Schuhe ausgezogen und haben die Poosa verrichtet. Dazu gehörten ganz verschiedene Sachen, wie zum Beispiel mit der Hand rot gefärbte Reis- oder Weizenkörner auf die Statue zu sprenkeln, Räucherstäbchen abzulegen (oder in dort liegende Bananen zu stecken), Wasser oder Milch über die Statue zu gießen, oder sogar ein bisschen Geld hinzulegen. Einmal hat unsere Gastmutter auch mit Räucherstäbchen Kreise in die Luft gemalt und ein paar Worte gemurmelt, und wir mussten währenddessen ihren Arm berühren. An der letzten Station haben wir natürlich wieder einen roten Punkt auf die Stirn bekommen.

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Die kleinen Heiligtümer sahen ganz verschieden aus. Einige waren, wie hier, an einem Baum,...
Die kleinen Heiligtümer sahen ganz verschieden aus. Einige waren, wie hier, an einem Baum,…
...andere waren solche Steingebilde. Aber alle waren sie vor den Bergen an Gaben schier nicht mehr zu erkennen.
…andere waren solche Steingebilde. Aber alle waren sie vor den Bergen an Gaben schier nicht mehr zu erkennen.

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Eigentlich waren wir schon wieder auf dem Weg zurück, als wir noch kurz an einem dort aufgebauten Festzelt vorbeischauen wollten, wo Musik gespielt wurde und einige Priester etwas vorgelesen haben. Davor saßen zahlreiche Leute auf dem Boden und haben sich das angeschaut, und ab und zu haben auch welche getanzt. Alles was die Männer auf der Bühne in ihre Mikros gesagt haben, wurde über riesige Lautsprecher an einem seltsamen, sich im Bau befindlichen Gebäude übertragen. Dieses Gebäude war, wie wir später herausgefunden haben, Mitgrund für die Veranstaltung. Das sollte nämlich ein Tempel werden, und hier wurden Spenden zu dessen Bau gesammelt.

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Über diese Lautsprecher wurde das gesamte Umfeld beschallt.
Über diese Lautsprecher wurde das gesamte Umfeld beschallt.

Hier ist es mir dann das erste Mal passiert, dass ich es richtig anstrengend fand, aufzufallen. Wie wir da nämlich nur so standen, habe ich plötzlich realisiert, dass der „Hauptpriester“ Englisch redet. Und dass er mit „Oh I see, we have special guests today, please, if you don’t mind, come in front my friends!“ wohl nur uns meinen kann, wurde mir dann auch schnell klar… Da wir keine besonders große Wahl hatten, weil uns inzwischen sowieso jeder anstarrte, und man ja auch nicht unfreundlich sein will, sind wir also auf die Bühne gegangen. Wir haben gleich noch mal eine Tika bekommen, sowie wieder eine Blumenkette und eine Banane und einen Apfel (durfte man aber leider noch nicht essen… dabei hatte ich HUNGER!). Dann wurden wir auf rote Sessel gesetzt, die dort zahlreich bereit standen, weil immer wieder Leute auf die Bühne kamen, um sich eine Tika abzuholen, und viele sich danach noch hingesetzt haben. Nachdem der Priester kurz mit seinem Programm fortgefahren ist, bei dem er z.B. irgendwelche nepalesischen Schriften vorgelesen hat, und wir uns schon gefragt haben, wie lang wir hier noch sitzen müssen, hat er uns gefragt, ob wir nicht etwas zu sagen hätten. Natürlich hatten wir nichts zu sagen, aber ich habe mich dann einfach für die Gastfreundschaft bedankt, die wir hier erlebt haben, und gesagt, dass die Leute hier sehr nett sind. Das hat ihm dann anscheinend schon gereicht, denn er hat mir das Mikro dann wieder entrissen und alles auf Nepalesisch übersetzt und ich durfte mich wieder hinsetzen.

Da saßen wir, etwas hilflos, hinter den Heiligenbildern und Priestern.
Da saßen wir, etwas hilflos, hinter den Heiligenbildern und Priestern.
Wir konnten aber immerhin einen Blick in seine Schriften erhaschen.
Wir konnten aber immerhin einen Blick in seine Schriften erhaschen.
Als ich die "Ehre" hatte, meine ach so wertvollen Gedanken mit den glotzenden Zuschauern zu teilen...
Als ich die „Ehre“ hatte, meine ach so wertvollen Gedanken mit den glotzenden Zuschauern zu teilen…

Das Beste war dann, als sie plötzlich mit einem Blatt ankamen, das alle als „Card“ bezeichnet haben, das wir dann ausfüllen sollten. Es war nur leider auf Nepalesisch, deshalb hatten wir keinen blassen Schimmer, wo wir da gerade unseren Namen und unseren Wohnort eingetragen haben. Bis wir dann irgendwann verstanden haben, dass wir gerade dabei waren für den Bau dieses neuen Tempels zu spenden, und wir in das eine Feld unsere Spendensumme eintragen sollten. Etwas dreist war es ja schon, von den Weißen einfach so zu erwarten, dass sie gut Geld dalassen, aber wir haben dann jeder 500 Rupien gespendet, und das scheint in Ordnung gewesen zu sein. Immerhin haben wir auch eine richtige Quittung bekommen. Man könnte denken, dass wir dann entlassen gewesen wären, aber Nein. Als ich schon am Anfang die tanzenden Menschen gesehen habe, habe ich schon geahnt, dass wir ums Tanzen nicht herum kommen würden. Und als wir uns schließlich breitschlagen lassen haben noch zu dieser nepalesischen Musik zu tanzen, durften wir endlich gehen. Der Schuljeep mit den Frauen aus unserem Dorf hat nämlich auch schon gewartet, aber es hat sich am Ende natürlich keiner beschwert, sondern alle haben sich gefreut, dass wir etwas gespendet haben.

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Ein wichtiger Bestandteil von Shivaratri, hauptsächlich für die männliche Bevölkerung, ist außerdem das Rauchen von Marihuana, um dem Gott Shiva im Rauschzustand besonders nahe zu kommen. Das wird dann meistens abends praktiziert, und da ich den Abend mit unserer Gastmutter Bollywoodserien schauend auf dem Sofa verbracht habe, habe ich davon nicht allzu viel mitbekommen. Erzählungen unseres Gastbruders zufolge, versammeln sich aber beispielsweise in einer Hütte in einem Dorf in der Nähe Menschen in einem Kreis, wo dann eine große Pfeife herumgegeben wird. Drogen dieser Art sind in Nepal eigentlich illegal, aber auf dem Land, wo es nicht so viel Polizei gibt wie in Kathmandu, und dann auch noch an diesem Fest, scheint das nicht so wichtig gewesen zu sein.

Die Reise nach Bardiya hat sich in kultureller Hinsicht auf jeden Fall gelohnt, denn solche Eindrücke werde ich so schnell nicht noch einmal gewinnen können. Ich habe jetzt nur noch unglaubliche 12 Tage in Nepal, und ich bin total erstaunt, wie schnell die Zeit verging. Unter anderem steht noch das farbenfrohe Holi Festival an, und ich bin schon sehr gespannt wie das gefeiert wird.

Bis Bald,

Eure Josie

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