#13 Chitwan & Lumbini – Part 2: Lumbini – Wiege einer Weltreligion
Auf meiner zweiten Reise durch Nepal haben wir gleich zwei sehenswerte Orte auf einmal abgehakt: Den Nationalpark Chitwan (näheres hier) und Lumbini, den Ort an dem Buddha geboren ist.
Lumbini liegt ganz im Süden Nepals, fast an der Grenze zu Indien. Der Legende nach wurde Buddha hier vermutlich im Jahr 543 v.Chr. unter dem Namen Siddhartha Gautama als Sohn eines großen Königs geboren. Der Junge wuchs vollkommen abgeschirmt von der Außenwelt im Palast seines Vaters auf. Mit 29 Jahren verließ er erstmals sein prunkvolles Zuhause und wurde mit ihm völlig unbekannten Leid der Welt konfrontiert. Er floh daraufhin aus seinem alten Leben im Palast und verbrachte 5 Jahre mit Askese auf der Suche nach der Wahrheit. Als ihn auch die völlige Entbehrung nicht näher an sein Ziel brachte, meditierte er, bis er nach 49 Tagen die Erleuchtung erlangte und zum Buddha wurde, was bedeutet, dass er den Kreislauf zwischen Leben und Tod durchbrochen hatte. Er zog den Rest seines Lebens predigend durch Nordindien, bis er im Alter von 80 Jahren starb. Heute begründet sich der Buddhismus auf den Lehren Buddhas. Mir wurde erst, als wir dann am wirklichen Geburtsort waren, bewusst, welch einen wichtigen Ort wir da besuchen, und dass hier der Ursprung einer ganzen Weltreligion liegt.
Das Städtchen Lumbini selbst ist heute sehr klein und hat an sich nicht besonders viel zu bieten, außer ein paar Hotels und kleinere Restaurants. Vor allem in den letzten Jahren wurde allerdings versucht den wichtigen Pilgerort durch ein riesiges Bauprojekt in einen Touristenmagneten zu verwandeln. Das hat zur Folge, dass die eigentliche Sehenswürdigkeit ein großer und eingegrenzter Tempelbezirk ist, in dem sich die buddhistischen Gemeinden von Ländern aus aller Welt in eigenen Tempelgebäuden repräsentieren. Die Hälfte dieser Tempel sind aber noch im Bau oder in der Planung, weswegen das ganze stellenweise doch gewisses Baustellenflair hatte. Es ist aber nicht so, dass sich die Sache nicht gelohnt hat. Die Tempel, die schon stehen sind teilweise wunderschön und unglaublich eindrucksvoll.
Es ist nicht nur überliefert, dass Buddha in Lumbini geboren wurde. Eine Platte, die von Archäologen in der Erde gefunden wurde, markiert nämlich der Legende nach genau die Stelle, an der die Geburt stattgefunden haben soll. Über die Ausgrabungen wurde eine Stupa gebaut, und man kann hineingehen, und sich die Platte ansehen, die ein paar Meter tief in der Erde liegt. In der Stupa saßen auch einige Meditierende, und wir haben gesehen, wie ein Gläubiger sich auch vor der Geburtsstelle auf den Boden geschmissen hat, und den Boden geküsst hat (Ich erinnere daran, dass man auch hier die Schuhe ausziehen musste, es ist also nicht ganz so dreckig, wie man denken mag). Fotografieren war im Inneren nicht erlaubt.
Direkt um die Geburtsstelle herum hat es mir um ehrlich zu sein viel besser gefallen, als bei den Tempeln. Dadurch, dass die Tempel alle erst vor kurzem erbaut wurden, erschien mir das trotz der Schönheit irgendwie erzwungen. Dahingegen befindet sich um die Geburtsstelle ein riesiger und wunderschöner Garten, in dem unter den großen Bäumen meditierende Mönche sitzen, und mit den Gebetsflaggen, die in der Luft flattern, hat der Ort eine wunderschöne Ruhe ausgestrahlt.
In Lumbini hatten wir aber auch noch eine ganz andere Erfahrung: Aus irgendeinem Grund, schienen in dem Ort, der ja doch touristisch ausgerichtet ist, unglaublich viele Nepalesen gewesen zu sein, die noch nie Weiße oder Blonde gesehen haben. Man muss dazu sagen, wir waren eine Gruppe von 8 Mädchen, von denen 3 blond sind und dazu sind wir großteils relativ groß, wohingegen Nepalesen im Durchschnitt ziemlich klein gewachsen sind. Es hat damit angefangen, dass wir an einer Schülergruppe vorbei gelaufen sind, die uns wirklich auffällig und ohne jegliche Hemmungen angeglotzt haben, und sich auch nicht gescheut haben uns „unauffällig“ zu fotografieren. Man kann wirklich nicht behaupten, dass wir es nicht gewöhnt sind angeschaut zu werden, wenn wir uns in Kathmandu in untouristischen Vierteln bewegen, aber was dann kam, hat in dem Ausmaß noch keine von uns erlebt. Zuerst kam eine Gruppe von kichernden Mädchen her und hat uns ernsthaft gefragt, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen (hauptsächlich mit den blonden). Nachdem die dann kreischend und glücklich davongerannt sind, kam der Jungsgruppe natürlich auch diese blendende Idee, und dann waren sie nicht mehr zu stoppen. Selbst, als ich als nicht ganz so interessante Braunhaarige zuerst nur daneben stand, und völlig verwirrt zugeschaut habe, wie sich die Scharen um die Blonden unter uns drängen, standen plötzlich auch posierende Nepalesen neben mir, und haben ein Foto gemacht (eine kurze obligatorische Frage, ob das OK wäre, kam dann aber doch noch).
Und damit war es noch nicht genug. Später, als die Schülergruppe schon lange nicht mehr da war, kamen nochmal ein paar Jugendliche Nepalesen her, um ein Foto mit uns zu machen. Der Höhepunkt war aber schließlich, als tatsächlich buddhistische Mönche in ihren orangenen Gewändern ein Foto mit uns, stinknormalen Touris, wollten! Für sie waren wir natürlich keine stinknormalen Touris, sondern faszinierende Deutsche („Wow, you’re from Germany? Such a beautiful country!“ ist die Reaktion vieler Nepalesen, wenn sie erfahren, dass wir aus Deutschland kommen, obwohl nicht viele schon in Deutschland waren). Da sie für uns aber genauso faszinierend waren, haben wir den Spieß einfach umgedreht, und gemeint, dann machen wir auch ein Foto mit unserer Kamera, und jetzt haben wir ein Gruppenfoto mit buddhistischen Mönchen:
Tilaurakot
Nachdem wir eine Nacht in Lumbini verbracht haben, haben wir auf dem Rückweg noch Halt im kleinen Ort Tilaurakot gemacht. Hier stand vor 2500 Jahren der Palast in dem der junge Buddha seine Kindheit und Jugend verbracht hat. Dort haben wir von einem netten Nepalesen eine kleine Führung bekommen, der uns in erstaunlich gutem Englisch von Buddhas Leben erzählt hat. Nebenbei und sozusagen inklusive, haben wir einen Einblick in das Dorfleben dieser Gegend bekommen, da das Dorf und die alten Ruinen quasi ineinander übergehen. Ich fand, dass die Orte hier nochmal einen viel indischeren Touch haben, als die Dörfer, die näher an Kathmandu sind. Zum einen haben die Menschen dunklere Haut, und zum anderen sind zum Beispiel die Häuser mit Stroh gedeckt.
Von Tilaurakot aus zurück nach Kathmandu mussten wir noch einen ziemlich großen Umweg fahren, weil eine große Straße aus irgendeinem Grund gesperrt war. Wir sind aber trotzdem ein Stück auf einer der wenigen Straßen in Nepal gefahren, die man annähernd als Autobahn bezeichnen kann:
Zumindest so lange, bis sie einfach endet…
Auf dem Rückweg konnte man dann beobachten, wie das flache und weitläufige Land im Süden langsam immer hügeliger und bergiger wurde.
Nach letztendlich 14 Stunden waren wir endlich wieder in Kathmandu, und sind müde aber glücklich nach dieser wunderschönen Reise in unsere Betten gefallen (Das mit dem Fallen ist auf unseren höchstens als unweich zu bezeichnenden „Matratzen“ sonst eher weniger der Fall…).
Ansonsten laufen auch hier die Weihnachtsvorbereitungen, und wir üben fleißig Weihnachtslieder und basteln Weihnachtsdeko. Wie genau wir dann Weihnachten verbringen, werde ich in meinem nächsten Blogeintrag erzählen.
Bis Bald,
Eure Josie
Super schön und anschaulich! Danke Josie! Liebe Grüße, Reinhard.