#14 Merry Christmas and a Happy New Year!

Jetzt ist Weihnachten schon eine Woche her, und auf einmal ist es 2016. In einem Land, in dem gerade mal 1,5% der Bevölkerung Christen sind, könnte man nicht meinen, dass Weihnachten eine besonders große Rolle spielt. Tut es auch nicht, zumindest nicht für die Bevölkerung auf dem Land. In Kathmandu macht der Weihnachtkommerz allerdings keinen Halt, und für die reicheren Nepalesen ist Weihnachten einfach ein Feier- und Weggehtag ohne bedeutungsvollen Hintergrund, vielleicht vergleichbar mit Halloween bei uns. Ähnlich verhält es sich mit unserem Neujahr. Da Nepal eine andere Zeitrechnung als wir hat, beginnt ihr neues Jahr erst Mitte April, aber auch hier ist unser Silvester einer der Partytage überhaupt.

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Ein Plakat in einem der großen Einkaufszentren in Kathmandu kurz vor Weihnachten, und passend dazu stand auch ein riesiger Weihnachtsbaum um die Ecke. Im Einkaufsbereich lief auch die Weihnachtsplaylist in Dauerschleife, von Last Christmas bis Rudolph the Red Nose Reindeer war alles dabei.

In unserer Organisation, die ja unter deutscher Leitung steht, haben wir mit den Kindern zwar kein Silvester, dafür aber Weihnachten gefeiert. Seit der Säkularisierung Nepals ist am 25. Dezember, wie auch an wichtigen buddhistischen und muslimischen Feiertagen sogar schulfrei.

Bei uns im Haus hat sich Weihnachten schon ein paar Wochen vor Heilig Abend angekündigt. An den schulfreien Samstagen haben wir begonnen Weihnachtslieder einzustudieren, und haben Schneeflocken, Sterne und kleine Nikoläuse aus leeren Klopapierrollen gebastelt. (Die Klopapierrollen haben wir Praktikanten schon länger gesammelt, die Kinder benutzen ja kein Klopapier.)

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Mit den Basteleien haben wir dann die Fenster dekoriert.

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Für den Morgen des 24. sind wir von einer Lehrerin der Schule eingeladen worden, in der ersten Klasse etwas über Weihnachten zu erzählen. Einer der Praktikanten hat sich dafür auch als Weihnachtsmann verkleidet, und nachdem wir die Weihnachtsgeschichte erzählt hatten, kleine Geschenke an die Kinder verteilt. Total amüsant fand ich, wie begeistert danach alle Lehrer von dem Weihnachtsmann waren, und wie sie alle gleich mehrere Fotos mit ihm haben wollten. Sie haben den „Weihnachtsmann“ ja zuvor noch nie gesehen, und haben vermutlich sonst nicht viel Abwechslung in ihrem Alltag.

Bevor wir also, wie in Amerika, am 25. Dezember im Haus mit den Kindern gefeiert haben, haben wir Praktikanten es uns nicht nehmen lassen wie gewohnt Heilig Abend, also den 24., zu feiern. Wir sind dazu in ein leckeres Restaurant gegangen, wo wir uns inklusive leckerem Nachtisch auf kulinarische Weise verwöhnen lassen haben. Wir hatten sogar ein paar leckere Weihnachtsplätzchen aus Deutschland, die eine Praktikantin mit der Post bekommen hat (sie hatte Glück, viele Pakete kommen sie an), und so fernab der Heimat haben sie gleich noch 1000 mal besser geschmeckt! Anschließend haben wir es dem Rest der Nepalesen gleichgetan und haben den Abend noch mit Feiern im sehr, sehr vollen Thamel ausklingen lassen:)

Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags haben wir erst einmal die gebastelten Schneeflocken aufgehängt, und die Nikoläuse aufgestellt. Auch für dieses Fest sind wieder beide Häuser zusammengekommen, und den Vormittag über haben dann erstmal alle gespielt. Dann hat sich der große Tisch, der im Hof aufgestellt war, nach und nach mit Keksen gefüllt, bis dann endlich „Tiffin-Time“ war. (Tiffin wird der Mittagssnack genannt, der den Hunger zwischen dem Vormittags- und dem Abend Dal Bhat überbrücken soll). Zum Tiffin gab es dann neben reichlich Obst zur Feier des Tages auch eine Ladung Weihnachtskekse, von denen für alle genug da war.

Am Anfang noch durch Teller vor Naschkatzen geschützt...
Am Anfang noch durch Teller vor Naschkatzen geschützt…
... wurde sobald die Kekspracht enthüllt:)
… wurde sobald die Kekspracht enthüllt:)

Würden wir es dabei belassen, und Weihnachten mit Basteln und Keksen feiern, würden wir Gefahr laufen, dass die Kinder Weihnachten als das Fest mit den vielen Süßigkeiten in Erinnerung behalten… (Tun sie auch so ein bisschen) Da das Ziel der ganzen Sache aber auch ist, den Kindern ein Stück von unserer Kultur zu zeigen, haben wir Praktikanten den Kindern nach dem Essen in einem kleinen Anspiel die Weihnachtsgeschichte gezeigt. Anschließend haben die Kinder die verschiedenen Weihnachtslieder vorgesungen, die wir davor geübt hatten.

Die Könige auf der Suche nach dem Stern:)
Die Könige auf der Suche nach dem Stern…
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…da ist er ja;)

Dann kam der Höhepunkt für die Kinder: Der Weihnachtsmann und die Bescherung. Der Praktikant, der schon in der Schule in die Rolle des Weihnachtsmanns geschlüpft ist, hat sich einfach nochmal in das Kostüm geworfen und jedem Kind ein paar neue warme Socken geschenkt.

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Die warmen Socken können sie in dieser Jahreszeit unglaublich gut gebrauchen. Es ist nämlich wirklich kalt hier geworden. Es hat zwar Minimum immernoch ca. 10°C, wenn man aber bedenkt, dass es keine Heizungen im Haus gibt und es damit drinnen keinen Deut wärmer ist als draußen, sind 10°C sehr wenig. Tagsüber ist es draußen in der Sonne deutlich wärmer als im Haus, das sich wegen der kalten Steinmauern kaum aufwärmt. Wenn die Kinder in der Schule sind, versammeln sich meistens nach und nach alle Praktikanten mit Laptop, Handy oder einem Buch vor dem Haus um sich in der Sonne ein bisschen aufzuwärmen. Warmes Wasser gibt es jetzt noch weniger denn je, da die Aussichten auf Gas sich wegen der Krise immer noch nicht gebessert haben. Während dem Duschen sieht man oft, wie von der warmen Haut Dampf aufsteigt, weil das Wasser so viel kälter ist als der Körper, und wenn ich mit dem kalten Wasser mein Gesicht wasche, und danach die Brille aufsetze, beschlägt sie. Wenn es nach dem Duschen dann auch noch keinen Strom zum Föhnen gibt, weiß man erstmal, wie toll so eine warme Sonne doch ist. Allgemein vergisst man, wenn man Heizungen gewöhnt ist oft, was es bedeutet, wenn es wirklich immer kalt ist, und man keinen Ort hat um sich aufzuwärmen. Gott sei Dank macht uns unsere Didi (so werden die Hausangestellten genannt) ab und zu einen leckeren Lemon-, Ginger- (Ingwer), oder Milktea, den wir immer dankend entgegennehmen. So wird es sich vermutlich noch bis Februar weiterfrieren, denn erst ab März soll es wieder wärmer werden. Da bin ich dann aber bald auch schon wieder in Deutschland. Jetzt habe ich übrigens schon Halbzeit und heute in genau 3 Monaten lande ich planmäßig in Deutschland, und wie ich hier inzwischen erfahren hab, können 3 Monate wie im Flug vergehen…

Silvester haben wir Praktikanten übrigens einfach wie der Rest der feierfreudigen Nepalesen verbracht. Wir waren schön essen und haben uns dann in das überfüllte Thamel gestürtzt, das zwar immer als Touristenviertel bezeichnet wird, aber inzwischen würde ich es auch als Feierviertel für die nicht ganz arme nepalesische Jugend bezeichnen, weil es hier einfach die besten Bars und Clubs gibt.

Ich war übrigens wieder auf Sight Seeing Tour in Kathmandu! Einen kleinen Bericht zum sogenannten Monkey Temple lest ihr dann in meinem nächsten Blogeintrag.

Euch allen ein gutes Neues Jahr,

bis dann,

Eure Josie

One thought on “#14 Merry Christmas and a Happy New Year!

  1. Hallo Josie,
    wieder ein super blog – man fühlt dich wie „mittendrin“. Ein gutes neues jahr und viele grüsse auch im namen deiner grosser „fangemeinde“, denn ganz viele Menschen, Freunde, Familie oder einfach Leute aus Ellwangen, erzählen uns, daß sie regelmässig deinen blog lesen. papa

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